Ich hatte lange darüber nachgedacht, Hannah anzurufen, doch ich fand, dass ich es ihr schuldig war. Sicher, wir hatten seit langem nichts voneinander gehört und so wirklich eng waren wir eh nicht mehr befreundet und wahrscheinlich auch nie gewesen, aber ich wollte nicht mit dem Gedanken leben, ihr zu verschweigen, dass ich etwas getan hatte, was nicht richtig war. Das hatte sie immerhin nicht verdient. Wahrscheinlich war es jedoch mein Gewissen, was ich beruhigen wollte. Mir ging es gar nicht wirklich um sie, sondern um mich und was ich von mir selber halten würde, wenn ich es für mich behielt. Und damit Ben diesem Schwein auch den erwünschten Gefallen tat. Und dass sie mir dann nicht mal richtig zuhörte, nicht mal für fünf Minuten, war ein Zeichen dafür, dass ich mir keine Vorwürfe machen musste. Allein die Entscheidung zu treffen war ehrenhaft und würde mich hoffentlich nicht zur Hölle fahren lassen. Wir waren keine Freundinnen. Wir kannten uns zufällig. Wir wohnten zufällig im selben Ort. Wir hatten zufällig Sex mit dem selben Mann. Mehr verband uns nicht mehr.
Ich bereute es nicht, ihr nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Sie hätte es eh nicht verstanden. Wieso sollte ich ihr die kleine heile Welt kaputtmachen, in der sie sich und Ben eingenistet hatte. Das wäre nicht fair. Sie hatte mir ja nichts ...
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