... Etwa einen Meter unter sich sah sie im Halbdunkel die Interessenten sitzen, die für sie bieten würden. Einen Moment wurden ihr die Knie weich, doch sie überwand die Schwäche und stellte sich aufrecht hin. Alles Jammern und Zähneklappern würde jetzt nichts mehr nützen. Lena mußte das Beste aus ihrer Situation machen und die erste sich bietende Möglichkeit für eine Flucht nutzen. Neugierig erhoben sich einige der Männer, um sie näher betrachten zu können. Sie war überrascht, als sie erkannte, daß es sich um Menschen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten zu handeln schien. Es waren Männer dabei, teuer und westlich gekleidet; ebenso gab es welche, die orientalisch gekleidet waren, aber mit Juwelen geschmückt, die auf Reichtum schließen ließen. Dann waren da auch Männer in den hier üblichen langen Gewändern, sogar welche, die ziemlich heruntergekommen aussahen. Genauso verhielt es sich mit der Hautfarbe. In den Lena zugewandten Gesichtern war jede Farbnuance vertreten; von hellhäutig über braun bis zu ebenholzschwarz. Sie spürte einen leichten Luftzug im Nacken und mit überraschender Flinkheit war ein äußerst korpulenter Mann neben sie hingetreten. Lena betrachtete ihn nur aus den Augenwinkeln, da sie immer noch stolz und aufrecht dastand und nicht vorhatte sich zu rühren. Dieser Mann war orientalisch und sehr prächtig gekleidet, aber anstatt eines Säbels trug er eine Peitsche in der Hand, deren Griff mit riesigen Juwelen besetzt war. Er betrachtete Lena mit listigen Äuglein, die beinahe in Speckfalten verschwanden. Seine Haut war ziemlich hell und die Stupsnase verstärkte noch den Eindruck eines wohlgenährten Mastschweins, den er auch durch die prächtigsten Kleider nicht zu verbergen vermochte. Er schob ihr den Griff seiner Peitsche unter das Kinn und zwang sie damit, nicht eben sanft, den Kopf zu drehen. Er mußte wohl der Leiter dieser Auktion sein, denn er begann gleich darauf mit lauter Stimme auf die versammelten Männer einzureden. Obwohl Lena von seiner Sprache nichts verstand, war ihr dennoch ziemlich klar, daß er ihre Vorzüge anpries, denn während er redete, hob er mit der Peitsche eine Strähne ihres Haares hoch. Danach drehte und wendete er Lena mit groben Händen von einer Seite zur anderen. Bald hoben sich die Hände im Publikum und es begann anscheinend die ersten Gebote zu hageln. Lenas Anbieter schien absolut nicht zufrieden mit den gebotenen Preisen zu sein, denn er schüttelte finster blickend den Kopf. ...
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