... die Gerüche und Geräusche einzuordnen, die auf sie einstürmten, aber es waren zu viele. Sie hörte seltsame Musik, wie von Flöten und Tambourinen. Da war auch ein Gewirr von entfernten Stimmen und es roch nach süßlichem Rauch und seltsamen Gewürzen. Der fremde Führer öffnete eine Tür links von sich und wies die fünf Mädchen an, den dahinterliegenden Raum zu betreten. Es war ein großes Zimmer, jedoch ohne Fenster. Die Wände waren mit wertvollen Teppichen behängt und darunter standen mit Seide bezogene Diwans und überall lagen bunte bequeme Ruhekissen. Zwischen den Teppichen hingen goldgerahmte Spiegel und Lena entdeckte, auf kleinen Tischchen aus Elfenbein, Salben, Bürsten und allerlei, was zur Schönheitspflege nötig ist. Sie und die vier anderen Mädchen traten zögernd ein, doch dann ließen sie sich seufzend auf den einladenden Ruhemöbeln nieder und endlich wurden sie alleingelassen, natürlich erst, nachdem die Türe hinter ihnen abgeschlossen worden war. Fragend und neugierig sahen die Mädchen einander an und endlich konnten sie sich über ihre Schicksale unterhalten. Leider dauerte diese kleine Erholung nicht allzu lang. Schon bald öffnete sich die Tür wieder und zwei dunkelhäutige streng blickende Frauen betraten den Raum. Hinter ihnen erschien Mario aber diesmal nur um ihnen kurz mitzuteilen, daß sie sich von diesen Frauen einzukleiden und schminken zu lassen hätten und zwar ohne Widerrede. Jetzt wurde es also ernst, die „Ware“ wurde zum Verkauf hergerichtet.
*
Zitternd stand Lena hinter dem dunklen Vorhang. Sie fühlte sich unwohl in diesem Hauch von einem Gewand. Es war wie ein indischer Sari über eine Schulter geworfen und enthüllte mehr, als es verbarg. Ihr Haar hatten sie gewaschen und gekämmt bis es glänzte, nun hing es als besondere Attraktion offen über ihre Schultern herab. Lena war die vorletzte, die aus dem Raum geholt worden war. Anscheinend ging es vor allem der Haarfarbe nach, denn die dunkelhaarigen Mädchen waren alle vor ihr dran; danach kam nur noch ein ganz hellblondes Mädchen an die Reihe. Mario gab ihr einen harten Stoß zwischen die Schulterblätter und sie taumelte durch den zur Seite weichenden Vorhang hinaus. Lena blieb kurz geblendet stehen, bis sich ihre Augen an das helle Licht gewöhnt hatten. Es mußte sich bei diesem Gebäude um eine Art Nachtklub handeln, denn sie stand tatsächlich auf einer halbrunden Bühne, die von bunten Lichtern angestrahlt wurde. ...
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