... trat Hatschepsut in einem golddurchwirkten Trägerkleid auf den Gang. Ein goldenes Band hielt ihr Haar zusammen und ihre goldenen Sandalen klickten auf dem Mosaikfußboden, als sie ein paar Schritte heraustrat. Die Leibwächter und Sunu warfen sich zu Boden, um ihrer Königin zu huldigen. Hatschepsut hieß sie ungeduldig aufstehen und sie begleiten. Hinter ihr schloß eine junge Dienerin die Tür. Wieder einmal trabte Sunu hinter Hui und Geb her durch die Flure des Palastes und dann ins Freie. Bald hatten sie einen der klaren von Weiden umstandenen Teiche erreicht und die Königin ließ, zu Sunus Entsetzen, ihr Kleid herabgleiten, schüttelte die Sandalen von den Füßen und stieg, wie sie die Götter geschaffen hatten, ins kühle grüne Naß. Während Sunu nicht wusste, wohin er seine Blicke wenden sollte, und sein dunkles Gesicht sich noch um eine Nuance dunkler färbte, grinsten sich die beiden Nubier wieder einmal schadenfroh an. Sie hatten Sunu extra nicht vorgewarnt, da sie auf sein Gesicht gespannt gewesen waren und sie wurden nicht enttäuscht. Geb und Hui kannten diese Prozedur schon in und auswendig, da Hatschepsut sie mehrmals in der Woche begann. Als die Königin nach wenigen Minuten wieder aus dem Wasser stieg, konnte auch sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie unversehens auf den breiten verkrampften Rücken des Leutnants blickte, welcher angestrengt in eine andere Richtung starrte. Sie glitt wieder in ihr Gewand und meinte mit vor verhaltenem Lachen leicht vibrierender Stimme: „Du kannst dich wieder umdrehen, Leutnant, die Gefahr ist gebannt!“ Die Nubier grinsten noch breiter, als sie Sunus vorsichtigen Blick über die Schulter wahrnahmen, bevor er wagte, sich ihnen wieder zuzuwenden. Um Sunu abzulenken, damit seine Gesichtsfarbe sich wieder auf eine normale Stufe einpendeln konnte, begann Hatschepsut nun ernst zu sprechen: „In ein paar Tagen wirst du Gelegenheit haben, dir die ganze Palastgesellschaft mal näher zu betrachten, Leutnant Sunu. Mein Halbbruder gibt ein Fest zu Ehren einer neuen Frau in seinem Harim. Ich möchte, dass du vor dem Fest ein wenig durch die Gänge schlenderst und versuchst, hier und da ein Wort aufzuschnappen, das über die neue Frau an der Seite von Thut gesagt wird. Es handelt sich bei ihr nämlich um die Schwester von Gaza und somit um eine Prinzessin. Es gehen Gerüchte, dass Thut sie zur Gemahlin machen will, was nicht unwahrscheinlich ist, wenn man ihren Status betrachtet. Außerdem würde er damit ...
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