... gewöhnt und im Raum sah er sogar mehr als im Gang, da das Mondlicht durch die schmalen Fenster schien. In der Nähe der beiden Schlafstätten sah er zwei mit sich ringende Gestalten; in der Hand der einen blitzte im Lichte Chons eine Waffe auf. Ohne zu zögern sprang Sunu auf den Mann zu, steckte sich seinen Dolch zwischen die Zähne und umklammerte den Arm des Bewaffneten. Er wollte den Übeltäter lebend erwischen. Tot würde er ihm nichts nützen, falls es sich um einen Eingeweihten in die Intrige gegen die Herrin beider Länder handelte. Er war sich sicher, den Angreifer vor sich zu haben, denn Tunip war zwar eitel, neugierig und nicht wirklich feige, aber niemals bewaffnet. Der Gegner, mit dem der Leutnant nun um die Waffe rang, war sehr groß und Sunu geriet ins Schwitzen, während er mit ihm kämpfte. Sein Parfümkegel stürzte im Eifer des Gefechts zu Boden und zerbarst. Völlig unerwartet stieß sein Gegenüber nun aber einen Schrei aus und ließ die Waffe fallen. Sunu, immer noch überrascht von der plötzlichen Kapitulation, starrte der dunklen Gestalt hinterher, die sich hinkend und auf dem ausgelaufenen Parfümöl schlitternd – aber in äußerster Hast – entfernte. „Tunip, bist du in Ordnung!“ Schrie er in das Zwielicht des Zimmers hinein und erntete ein etwas atemloses „Ja, Herr.“ Sofort machte Sunu sich an die Verfolgung des Angreifers, geflissentlich der öligen Duftlache auf dem Boden ausweichend. Als er den Flur erreichte, sah er ihn nur noch schemenhaft um die nächste Ecke biegen und verschwinden. Als der Leutnant die Abbiegung erreicht hatte und vorsichtig um sie herumspähte, war von dem Mann nichts mehr zu sehen. Eine weitere Suche würde zwecklos sein, im Gewirr der tausend Gänge des Palastes. Sunu trabte zurück in Richtung seiner Gemächer, um nach seinem Schreiber zu sehen. Kurz bevor er die Tür durchschritt meinte er am anderen Ende des Ganges eine Feder wippen zu sehen. Er schüttelte den Kopf; wahrscheinlich hatte ihn die beinahe vollständige Dunkelheit genarrt. Er betrat den Raum und blinzelte in mindestens zwei Dutzend Lichter hinein. Tunip stand im Zimmer und hielt eine brennende Kerze in der Hand, mit der er alles anzündete, was zum Erleuchten der Räumlichkeiten geeignet war: Lämpchen, Kohlebecken, Fackeln und Kerzen. Geblendet hielt sich Sunu schützend die Hand vor Augen: „Ist ja gut, Tunip, willst du vielleicht auch noch die Bettdecke und die Binsenmatten anzünden?“ „Wäre es vorhin, als ich das ...
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
460 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt