... sich in Begeisterung erhoben hatte. Das Leuchten in seinem Blick zeugte von Besitzerstolz und Begehren. Sunus Blick, eben noch feurig begeistert, verschleierte sich und er nahm, sich wieder setzend, einen großen Schluck aus seinem Weinbecher. Er durfte sich nicht von seiner Aufgabe hier im Palast ablenken lassen. Schon gar nicht durfte er Gefühle entwickeln für eine Frau, die zu den Verdächtigen zählte und zudem einem künftigen Pharao angehörte. Den Rest des Festes konnte er nicht mehr richtig genießen, doch musste er warten, bis die Königin sich in ihre Gemächer zurückzog, wie es seine Aufgabe verlangte. Endlich war es soweit; Hatschepsut erhob sich von ihrem Platz. Geb und Hui beeilten sich, ihren Plätze einzunehmen, dann verließ die Königin unter den Gunstbezeugungen der Gäste, gefolgt von Gaza, Hapuseneb, Thutmosis, der Dame Tuja und den beiden hochrangigen Offizieren den Festsaal. Erst als die Gruppe das Tor durchschritten hatte, blickte Sunu sich im Raum um. Er konnte Tunip nirgends entdecken. Das Fest war noch immer in vollem Gange. Etliche der Besucher würden erst im Lichte des nächsten Tages, gestützt oder sogar getragen von ihren Dienern, in ihre Häuser oder Gemächer zurückkehren. Sunu ließ sich davon nicht beeinflussen. Er hatte für heute genug. Er bahnte sich einen Weg zwischen Essenden, Tanzenden und Betrunkenen hindurch in Richtung Ausgang. Wenig später bog er in den Gang ein, der zu seinen Räumen führte. Misstrauisch blieb er stehen und kniff die Augen zusammen als er die, selbst für diese Nachtzeit im Palast, ungewöhnliche Dunkelheit bemerkte und mit Blicken zu durchdringen versuchte. Die Fackeln und Lampen, die sonst die Gänge erhellten, waren in diesem Abschnitt des Ganges erloschen. Er legte den Kopf schief, um zu lauschen. Es war still – zu still. Egal um welche Tages– oder Nachtzeit, im Palast waren normalerweise ständig irgendwelche Geräusche zu hören, von umhereilenden Dienern, oder von wachhabenden Soldaten, von kichernden Sklavinnen oder sonst jemandem. Lautlos machte Sunu ein paar Schritte in Richtung der Tür zu seinen Gemächern und presste sich dann daneben gegen die Wand. Erneut lauschte er angestrengt in die Dunkelheit hinein und seine Vorsicht wurde belohnt: Hinter der geschlossenen Tür vernahm er gedämpfte Geräusche, wie von einem Kampf. Mit einem heftigen Tritt stieß er die Türe auf und stürmte mit gezücktem Dolch in das Zimmer dahinter. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit ...
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