„Lena, bitte, jetzt wäre ein günstiger Zeitpunkt!“ -
Aber natürlich wusste er, dass sie bereits ihr Bestes gab.
Dann heulte der Motor auf. Der Streifenwagen machte einen Satz nach vorn und brach durch das breite Rolltor der Garage. Aluminiumstreifen spritzten nach allen Seiten. Ben verbarg seinen Kopf unter beiden Armen, trotzdem atmete er erleichtert auf, als das Auto mit quietschenden Reifen auf die Hauptstraße bog.
„Du bist ernsthaft krank, Lena.“ -
Diese lachte nur heißer bis Ben ebenfalls lauthals einstimmte. Er wusste nicht weshalb, wusste nur, dass es unglaublich befreiend wirkte. „Fahr hinaus, einfach nur weg von hier!“ -
Die Worte waren überflüssig. Lena jagte bereits auf der Mitte der vierspurigen, menschenleeren Straße dahin. Es schien, als sei inzwischen in manchen Stadtteilen die Stromversorgung total zusammengebrochen. Nicht einmal die Straßenbeleuchtung funktionierte hier. Doch der eine überlebende Scheinwerfer des Wagens genügte, um bei dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit nicht von der breiten Straße abzukommen. Lena schien sichtlich Gefallen daran zu finden, bei jeder Neunziggradkurve die Reifen quietschen zu lassen.
Benjamin grübelte. Wenn sie jetzt angehalten wurden, was um alles in der Welt sollten sie dann erzählen? Mitten in der Nacht, mit einem zerschrotteten, gestohlenen Polizeiwagen! Da musste die Ausrede schon recht gut sein. Und Benjamin bezweifelte irgendwie, dass er bei einem Verhör besonders gut abschneiden würde.
Er klammerte sich an Lenas Sitz, als der Wagen in die nächste Querstraße glitt. In der Ferne war bereits ein rötlicher Schimmer am Horizont zu erkennen. Waren sie schon so lange unterwegs?
Doch der Gedanke verlor sich, als er wieder in die andere Richtung geschleudert wurde. Er prallte mit seiner nässenden Schulter gegen den Beifahrersitz. Der Schmerz ließ ihn zusammenfahren. Anscheinend hatte sich die Wunde unter seinem Hemd ausgeweitet. „Shit, fahr langsamer, Lena!“ Behutsam tastete er über seinen rechten Arm und wünschte sich, eine Flasche Fusel aus der Disko.
Dann sahen sie die ersten Personen, die ihnen auf offener Straße begegneten. Im Licht des einzelnen Scheinwerfers waren sie nichts weiter, als schemenhafte Silhouetten, die ihnen entgegen gerannt kamen. Innerhalb weniger Augenblicke sauste die Gruppe an den Seitenfenstern des Streifenwagens vorbei. Lena trat auf die Bremse. Vielleicht hatte sie die rennende Menschengruppe schon ...
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