Lena schob Joe zur Seite. Sie hob ihre Axt, holte aus und schlug zu. Die Klinge raste herab, zerschnitt das Seil und krachte fast ungebremst gegen die Unterkante des Korbs, so dass die Schneide zwischen ihren Füßen im Inneren wieder heraus kam. „Uuups?“ Dabei war Lena froh, dass ihr das Gerät nicht sofort aus der Hand geflogen war. Es gab einen weiteren Ruck, der ihr beinahe das Gleichgewicht raubte und danach befanden sie sich endlich in der Luft.
Mit einem lauten „Klonk“ schlug die Axt auf dem betonierten Hinterhofboden auf. Lena blickte ihr nach. Bald würde es da unten nur so von schwarzen Silhouetten wimmeln, was würde dann wohl mit ihrer sorgfältig blau angestrichenen Axt geschehen? Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Vielleicht war es auch das Gefühl der zunehmenden Höhe. Erschöpft sank sie auf den Boden des Korbes. Hatten sie es endlich geschafft? Ihre Hüfte schmerzte und ihr Schädel brummte, als wäre eine Herde Elefanten darüber hinweg gerannt.
Der Heißluftbrenner neben ihr donnerte unaufhörlich. Wenn nur der Auftrieb langte um sie über den Ring aus Feuer zu tragen. Auf das einmalige Erlebnis eines brennenden Ballons über ihr konnte sie heute Nacht gut und gerne verzichten.
Benjamin hockte neben ihr auf dem Boden. Joe beugte sich über ihn. Ihr Blick verschwamm, als sie versuchte, genauer hin zu sehen. Jede Bewegung schien höllische Kraft zu erfordern. Doch als sie einen schmatzenden Laut hörte, sah sie noch einmal hin. War das gerade ein unterdrücktes Stöhnen von Ben? Lena streifte ein kühler Hauch der Lust, als sie erkannte, was vor sich ging. Von ihrer eigenen Reaktion angeekelt kroch sie näher. „Mein Gott, Benjamin!“ Doch dieser reagierte nicht. Joe lag halb auf ihm und Lena stürzte sich auf seinen Rücken. „Weg von ihm, los!“ Doch Joe schien sie nicht mehr wahrzunehmen. Lena hieb mit beiden Fäusten auf ihn ein, kratzte und biss. Ihre Fingernägel gruben sich in seine Schultern. „Hör auf, Joe, das kannst du nicht tun!“
Aber Joe hielt unbeirrt an seinem Opfer fest. Schließlich erreichten ihre Fingerspitzen Bens Pistole. „Oh Gott, Joe, wenn du nicht sofort aufhörst...“ Ihre Hände zitterten wie ihre Stimme. „Höre auf, Joe. Himmel, nein!“ Dann krachte der Schuss und Joe sackte reglos schlaff über Bens Körper zusammen. Lena hielt die Tränen nicht mehr zurück. „Oh Gott, Ben, ich, ich...“ Sie schluchzte.
Benjamin schien wie aus einem Traum zu erwachen.
Er schrak auf und stieß ...
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