Aktenschränke und ein riesiger Schreibtisch füllten den kleinen Archivraum vollständig aus. Die uralte Tapete an den Wänden zeugte davon, dass hier hinten selten Gäste erwartet wurden. Eine Leselampe am Schreibtisch beleuchtete eine halbvolle Tasse Kaffees. Daneben lag ein zurückgelassener Kugelschreiber.
Unruhig sah sich Benjamin um. Doch auch hier war niemand. Er widerstand dem Drang, noch einmal laut zu Rufen. Stattdessen steckte er seinen kleinen Finger in die Kaffeetasse. - Eiskalt! Was hatte das zu bedeuten? Ben griff nach dem achtlos herabbaumelnden Telefonhörer. Tot, wie der Rest dieses Gebäudes! Sorgfältig legte er ihn zurück auf die Gabel. Weshalb, konnte er selbst nicht erklären.
Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Schmierzettel neben dem Kaffeebecher. Die hastig gekrakelten Worte waren kaum zu entziffern. Da stand etwas von Sperrzone und standhalten, doch am meisten beunruhigte ihn das deutlich erkennbare Fragezeichen dahinter.
Das Krachen einer Tür ließ Ben zusammenfahren. Er lauschte, doch außer dem pfeifenden Wind war nichts zu hören. Vorsichtig ging er zurück zur Archivtür und lugte in den Tresenraum. „Ist jemand hier?“
Die Vorhänge wedelten. Vielleicht sollte er endlich dieses Fenster schließen?
Wieder polterte eine Tür. Benjamin sträubten sich alle Nackenhärchen. „Scheiße noch mal! Was wird hier eigentlich gespielt?“ Er sprach die Worte laut in die Stille, um sich damit zu beruhigen. Der Versuch schlug fehl!
„Hey, zeigen sie sich!“, rief Ben laut, als könnten die Worte alle dämonischen Geister seiner Phantasie vertreiben. „Ich weiß genau, dass sie hier irgendwo sind!“ Aber gleichzeitig sagte ihm sein Verstand, dass das genauso unwahrscheinlich war, wie an einem langen Verkaufssamstag einsam und allein durch einen neueröffneten Schnäppchenmarkt zu spazieren. Hier war niemand! Benjamin blickte hinaus auf den Flur. Auch hier herrschte gähnende Leere.
Warum konnte Lena jetzt nicht bei ihm sein? Oder irgendwer sonst... Jemand, dem er Mut vorspielen konnte, bevor ihn vollständig die Angst beherrschte. Sein Blick fiel auf die schwarzen Punkte auf dem Teppichboden. Benjamin sah genauer hin. Das war ihm vorhin gar nicht aufgefallen. Seine Fingerspitze berührte den dickflüssigen Tropfen. „Nein, bitte nicht!“ Er kniff die Augen zusammen. Kaum zu glauben, dass er die ...
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