"Sie sagt, wenn ich nicht da bin, dann tut er ihr manchmal weh. Deshalb will sie auch immer, dass ich nach Hause komme. Aber ich hab dann auch Angst vor ihm."
"Wieso geht ihr nicht weg. Zieht aus?"
"Das geht nicht. Sie braucht ihn. Und außerdem, wo sollten wir denn hin? In eine andere Stadt? Und Mark? Nein. Es ist so ganz gut."
Ich wollte ihm so viele Dinge sagen, aber ich merkte, dass er mir gar nicht mehr zuhörte. Ich fühlte mich so hilflos. Der arme Henry. Kein Wunder, dass er so war, wie er war. Ich bereute es, ihn darauf angesprochen zu haben und beschloss es nie wieder zu tun.
10
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz vor elf Uhr war. Der halbe Tag war noch nicht mal rum. Ich ging langsam nach Hause. Es hatte frisch geschneit und überall standen Schneemänner an den Straßen und Stoppschilder waren mit Schneebällen beworfen wurden. Als Kind liebte ich es, nach dem Aufstehen aus dem Fenster zu blicken und alle Dächer waren weiß. Damals konnte ich es nicht erwarten, draußen im Schnee zu spielen. Schneemänner zu bauen und meinen Vater mit Schneebällen zu bewerfen. Ich musste lachen, bei dem Gedanken daran, wie er mich immer packte und in den Schnee warf. Dabei machte er immer solche Geräusche, als wäre er ein Monster. Irgendwann, wollte ich nicht mehr nach dem Aufstehen aus dem Fenster blicken.
Ich blieb stehen und sah den Schneeflocken beim Fallen zu. Beobachtete sie, wie die kleinen Sterne auf meinem Mantel und meinen Handschuhen landeten und schmolzen. Wenn sie wüssten, dass sie schmelzen, sobald sie irgendwo landen, würden sie wahrscheinlich ganz langsam vom Himmel fallen. Nicht nur, um ein längeres Dasein zu haben, sondern um sich auch in Ruhe alles anzuschauen. Die Stadtdächer und die Lichter von den Kaufhäusern. Die Menschen, die durch die Straßen liefen, weil sie ganz wichtige Dinge zu erledigen hatten. Und dann würden sie sich einen geeigneten Platz zum Landen suchen. Eine Mütze oder einen Schuh. Nach der Landung würden sie noch einen kurzen Moment alles betrachten und sich dann langsam von den anderen verabschieden.
Ich stand noch einen kurzen Moment so da und ging dann weiter in Richtung Zuhause. Dort angekommen machte ich mir einen Tee. Ich hatte schon lange keinen Tee mehr gekocht. Ich hatte mich gerade hingesetzt, als es an der Tür klopfte.
"Ich dachte mir, dass du hier bist."
"Ja Mark. Weil ich hier wohne. Willst …
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