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In grimmigem Schweigen kehrten Sunu und Hui frühmorgens in den Palast zurück. Kaum hatten sie das Gebäude betreten, wurden sie auch schon von Senmut abgefangen und zur Königin beordert. Nicht einmal die Zeit zum sich Frischmachen und Rasieren wurde ihnen gegönnt; so traten sie wenig später mit stoppeligem Kinn, Augenrändern, zerzausten Haaren und schmutzigen Kleidern in die privaten Räume Hatschepsuts. Sunu fühlte sich etwas wackelig auf den Beinen. Er konnte Schulter und Arm bewegen, wenn auch unter Schmerzen. Zum Glück war der Stich von Mudjas gebogenem Dolch an Sunus „Horusauge“ abgerutscht, hatte allerdings über die Rippen einen langen Schnitt verursacht, der ihn einiges Blut gekostete hatte. Der Leutnant war sich sicher, dass das Geschenk der Königin sein Leben gerettet hatte. Der Feldarzt der Soldaten der Kaserne der Totenstadt hatte den alten Verband, der die Verletzung seines Rückens bedeckt hatte entfernt und einen neuen dickeren angelegt, der auch die Wunde auf seiner Brust bedeckte. Der Brustharnisch passte nun nicht mehr über den Verband und bedeckte diesen nur ungenügend. Hatschepsut hatte wie so oft an ihrem Frisiertisch gesessen. Als sie jedoch die beiden Männer im Gefolge von Senmut eintreten sah, schickte sie sofort ihre Dienerin hinaus und wandte sich ihnen zu. Als sie den neuen Verband an Sunu bemerkte erhob sie sich und trat rasch auf ihn zu. Besorgt sah sie in die übernächtigten Augen ihres Beschützers und fragte sanft mit den Fingerspitzen seine Schulter berührend: „Leutnant Sunu, bist du schwer verletzt? Mir scheint, dass während ich durch deinen Schutz den Attentaten entgehe du immer mehr Anschlägen zum Oper fällst.“ Sunu bemühte sich nicht zusammenzuzucken, schließlich berührten die Finger ...
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