Sam schluchzte laut und versuchte unter Aufbietung ihrer letzten Kraftreserven, die Tränenflut zurück zu halten. Aber sie hatte weder Kraft, noch Reserven und so ließ sie resigniert ihren Tränen freien Lauf. Wenig später kamen zwei Uniformierte und führten sie in eine der Arrestzellen. Sam rollte sich auf der fleckigen Matratze zusammen, zog die Knie bis an die Brust und war in Sekundenschnelle eingeschlafen. In ihren Träumen erschien immer wieder Jessica, die sie mit vorwurfsvollen Blicken anschrie: „Du warst nicht da.“ Neben Jessica stand Jo, der wie ein aufgezogener Zinnsoldat den Kopf schüttelte, mit der rostigen Heckenschere blutrote Rosenblüten abschnitt und mit kratziger Stimme leierte: „Er hat dich bei mir tanzen sehen, du hast ihn zu Jessica geführt, ohne dich würde sie noch leben, du bist schuld, du bist schuld ...“ Sam erwachte schweißgebadet in ihrer Arrestzelle. Ihr ganzer Körper schmerzte von den Anspannungen der vergangenen Nacht. Wie spät war es? Hatte sie nur kurz geschlafen oder hatte ihr erschöpfter Körper sich über Stunden den erholsamen Schlaf einfach eingefordert? Die Tür zu ihrer Arrestzelle wurde geöffnet. Eine kleine, zierliche Frau mit einem fröhlich gelben Kopftuch betrat den Raum, die Tür wurde hinter ihr geschlossen und verriegelt. Sam schwang die Beine über die Kante ihrer Schlafstätte und sah die Frau erwartungsvoll an. Das Kopftuch verbarg pechschwarzes, dickes Haar, das kaum zu bändigen war. Die Frau strich sich eine besonders widerspenstige Strähne immer wieder aus der Stirn und steckte sie hinter ihr Ohr zurück. Die Mexikanerin hatte warme, dunkelbraune Augen, mit denen sie Sam verlegen musterte. Sie trug einen kleinen Weidenkorb am Arm. Sam atmete tief ein und nahm den schwachen Geruch von Kaffee und warmen Brötchen wahr. Sofort meldete sich ihr Magen und fing laut an zu knurren. „Oh, wie unhöflich von mir. Sie müssen wahnsinnig hungrig sein.“ …
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