… begonnen hatten. Es war eine Sisyphus-Arbeit, ohne Aussicht auf Erfolg. Sam fand kaum noch erholsamen Schlaf. In ihren Träumen begleitete sie der Widdermann. Bei ihrem jüngst zurückliegenden Auftrag wäre Sam beinahe selber getötet worden, weil sie völlig übermüdet und unvorsichtig war. Das musste aufhören. Jessicas Mord war gesühnt. Sam konnte sich kaum vorstellen, dass Jessica Sams Tod gewollt hätte. Also beauftragte sie ihr Schweizer Finanzgenie, den einzigen Auftraggeber, den sie bisher nicht bedienen konnte, ihr ein großes Grundstück mit Wald und Hütte, fern ab von der Zivilisation zu suchen. Sams Ruhesitz. Sam fuhr in ihrem Porsche Boxter Cabriolet – ihr Eigentum, kein Leihwagen – durch die weite Landschaft von Texas. Der Wind spielte mit ihrem Haar, auf dem Beifahrersitz lag das Exposé der kleinen Farm, die ihr der Schweizer Bankier über Benedict hatte zukommen lassen. Sam sträubte sich gegen die Vorstellung, ihren Ruhestand in Amerika zu verleben. Zu viele unschöne Erinnerungen verbanden sie mit diesem Land. Kanada – das wäre Sams erste Wahl. Das Land mit geringer Gewaltquote, seiner umwerfenden Natur und einsamen Plätzen hatte sich heimlich in ihr Herz geschlichen. Sam drückte das Gaspedal des Porsches herunter und schoss über die Landstraße. Bringen wir es hinter uns. Eigentlich war klar, dass die Farm nicht in Frage kam. Sie wollte Benedict aber nicht enttäuschen. Zu viel hatte er in den letzten Jahren für sie geleistet, nie hatte er in seinen Bemühungen nachgelassen, obwohl Tamara schon lange wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt war. Er war eine treue und loyale Seele. Sam konnte heute nicht mehr nachvollziehen, warum sie ihn nicht hatte leiden können, als sie ihn kennen lernte. Viel war in der Zwischenzeit passiert. Doch Benedict war immer ihr Fels in der Brandung. Sie verbrachten regelmäßig Weihnachten und die Jahreswechsel zusammen. Sam vermutete, dass er heimlich auf sie stand. Nie machte er auch nur den Hauch eines Annäherungsversuches. Wahrscheinlich dachte er, dass eine attraktive Frau wie Sam kein Interesse an einem unterdurchschnittlich aussehenden Freak habe. Sam dachte umgekehrt, dass ein hochintelligenter und gebildeter Mann wie Benedict kein Interesse an einer durchschnittlich gebildeten Auftragskillerin habe. Ihre Beziehung – sofern man das überhaupt so nennen konnte – befand sich in einer Sackgasse. Sam rammte das Gaspedal gegen das Bodenblech und genoss die Geschwindigkeit …
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3585 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!