Trauer lauerte wie ein zusammengekauerter schwarzer Schatten in der hintersten Ecke ihres Gehirns, bereit, sie jeden Augenblick wie ein Raubtier anzuspringen und aufzufressen. Sie fürchtete, den Verstand zu verlieren, sollte sie sich gestatten, ihrer Trauer nachzugeben. Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie hockte sich vor den Mann und zog an der Schnalle seines Gürtels, bis sie den Gürtel ganz in Händen hielt. Der Mann nuschelte ein undeutliches „Was?“ Schweigend schnitt sie seine Hosen in der Mitte mit der Heckenschere durch. Wie gut dieses rostige Ding noch funktionierte. Sie fesselte seinen rechten Fuß mit Hilfe des Gürtels an ein Stuhlbein. Schweigend richtete sie sich auf, zog ihren Gürtel von der Jeans und fesselte auch seinen linken Fuß an den Stuhl. Der Mann hob den Kopf und sah sie panisch an. „Bitte, ich bin verletzt. Ich brauche Hilfe ...“ Sam spürte, wie etwas in ihrem Innersten leise riss. Mit einer katzenhaften Bewegung griff sie dem Mann in sein volles Haar, zog seinen Kopf ruckartig in den Nacken und brachte ihre Lippen ganz dicht an sein linkes Ohr. Er roch nach saurem Schweiß und teurem Aftershave.
„Du bekommst hier jede Hilfe, die du verdienst“ zischte sie ihm zu. Der Mann blickte gehetzt zum Fenster, dann zur Tür. „Bitte, ich habe Geld, ich gebe dir, was du willst, du kannst aus diesem Drecksloch raus und dir ein Leben im Luxus leisten ...“ beschwor er sie. „Du besitzt nichts, was du mir geben könntest. Bis auf eine Sache ...“ Der Mann leckte sich hektisch seine wulstigen Lippen. „Alles, alles was du willst ...“ Sams Blick war hart wie Stahl. „Mit wie vielen Fingern deiner rechten Hand hast du sie berührt?“ Der Mann blickte sie verständnislos an. „Was?“ Sam wiederholte die Frage langsam, als ob sie zu einem begriffsstutzigen Kind spräche. „Mit wie vielen Fingern deiner rechten Hand hast du sie berührt?“ Der Mann fing an zu wimmern. „Bitte“. Immer wieder kamen diese fünf Buchstaben über seine Lippen. Sam legte die Heckenschere zur Seite und hob den Baseballschläger auf. Mit mäßigem Schwung ließ sie ihn gegen sein rechtes Schienbein krachen. Der Mann heulte auf und warf seinen Oberkörper von links nach rechts. Als Sam Bedenken hatte, er könne mit dem Stuhl umkippen, stabilisierte sie ihn, …
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