Wenn ein Tag schon so anfängt - Seite 16 von 20

Wenn ein Tag schon so anfängt...
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... auch die beiden Strahler an, die auf den Bronzelöwen über der Tür gerichtet sind. Spät heute, denkt er, aber ein Vorzeichen, ein Willkommen, so gehört sich das. Und dann holt er noch einmal tief Luft und setzt zum ersten Mal in seinem Leben seinen Fuß auf und über die Schwelle vom Goldenen Löwen.

Fast ehrfürchtig bleibt er an der Tür stehen. Alles ist wahr, was er je von außen gesehen hat. Auch die Mozartmusik, die er sich vorgestellt hat, ist da, leise, unaufdringlich, die heimeligen Nischen, die Kerzenständer.

An der Theke lehnen zwei Kellner, die offenbar über irgendwas nicht einer Meinung sind, ein dritter sitzt schräg obendrauf und fuchtelt mit den Händen. Alle sind gleich gekleidet: weißes Hemd, weinrote Fliege, ebensolche Hose mit schwarzglänzenden Seitenstreifen. Jählings bricht man ab, man schweigt, man lächelt, nickt einladend dem ersten Gast zu. Einen Moment lang muß sich der Juppi gegen den Eindruck wehren, als hätten sie über ihn gespottet, als hätten sie sich gerade gestritten, wer ihn bedienen müsse.

Und dann fällt sie mit Wucht über ihn her, die Panik, die Not, auf der Stelle umdrehen, abhauen zu müssen, und die Verzweiflung, es nicht mehr zu können. Was hat er hier verloren, wem will er was beweisen?

Einer der Kellner eilt dienstfertig auf ihn zu, nimmt ihm den Parka ab. „Der Herr ist allein?“, säuselt er, und als der nickt, geleitet er ihn in den Gastraum. Der Juppi hört die eigenen Schritte nicht, ein dicker Teppich sorgt dafür. Er hört nur die des Kellners vor ihm. Ein rhythmisches Ächzen, ein verhaltenes Vor-sich-Hinknarzen. Der hat seine Schuhe gestohlen, hat er als Kind gelernt. Ein blödsinniger Spruch, aber sofort bekommt der Kellnerrücken etwas Verwerfliches, etwas Dämonisches sogar.

Der Mann führt ihn zu einem kleinen Tischchen mitten im Lokal. Ein vielarmiger Kristallüster hängt darüber. „Tut mir leid, mein Herr, alle anderen Tische sind reserviert.“  

Der Juppi zögert, öffnet den Mund, schluckt. Was soll er machen? Protestieren? Sich gleich am Anfang unbeliebt machen? Er setzt sich brav auf den Stuhl, den ihm der Kellner hinschiebt, zupft an den fremden Jackenärmeln, fingert an den Knöpfen herum, rutscht auf dem Stuhl hin und her, und schließlich landet seine Hand wieder bei den Geldscheinen in der Tasche. Das beruhigt, macht Mut. Dann eben kein Nischenplatz am Fenster. Daß der Kellner grinst und seinen Kollegen zuzwinkert, während er schuheknarzend zur Theke zurückgeht, das kann  ...
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