Wenn ein Tag schon so anfängt - Seite 15 von 20

Wenn ein Tag schon so anfängt...
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... auslachen? Die sehen doch gleich, was ich für einer bin. Weil, meine Hände, die sind rauh wie Schmirgelpapier. Und die schwarzen Ränder unter den Nägeln. Aber zurück, das geht nun auch nicht mehr. Der Anzug, die Andeutungen, die Zigarre gestern abend, irgendwann wird er das der Katrin erklären müssen.

Am Nachmittag ist er in den Bierbauch gegangen, hat seine Schulden bezahlt und den Anzug nebst Krawatte in Empfang genommen, sandfarben der eine und schwarz-rot-gelb gestreift die andere. Daß es vielleicht ganz gut wäre, alles gleich an Ort und Stelle anzuprobieren, davon hat ihn die Katrin nicht überzeugen können, obwohl sie ihm mehrmals versichert hat, sie würde sich auch ganz bestimmt umdrehen.

Also Premiere zwischen den eigenen vier Wänden. Dabei stellt sich heraus: die Hose ist etwas kurz, das Jackett um den Bauch herum etwas weit, und die Ärmel hören an den Handgelenken auf. In seinem vespertellergroßen Rasierspiegel sieht er bloß Einzelteile, alle pickelgenau vergrößert, den Adamsapfel, den Krawattenknoten, vielleicht noch den obersten Knopf und - wenn er sich bückt und verrenkt - auch die Gürtelschnalle oder das Knie. Ganz schön schwierig, sich so zu gefallen, denkt er und stellt sich zum tausendsten Mal die Frage: warum kann ich heute nicht an den Stammtisch gehen wie sonst auch? Aber er findet auch diesmal keine Antwort. Dabei ist es nicht mal so sehr der Anzug selber, in dem er sich nicht so recht hat wohlfühlen können, es ist eher die Botschaft, die so ein Bügelfaltenwichs transportiert.

Noch fast drei Stunden. Er wirft sich aufs Sofa, springt auf, schaltet das Radio ein, es kommt nichts, was er jetzt ertragen könnte, rückt am einzigen Stuhl, dem Tisch, ärgert sich über das Durcheinander aus Rechnungen, Kassenzetteln, Marmeladeglas und Senftube darauf, kneift ein Auge zu, schiebt, klopft, prüft, kneift wieder, flucht, weil ihm das Chaos unter seinen Zappelfingern noch chaotischer gerät. Es ist denn auch so eine Art Flucht, als er kurz vor sieben die Treppe hinunterstürmt.

Dem Juppi steht der Atem vor dem Mund, die Hände hat er tief in den Taschen von seinem Bundeswehrparka vergraben. Auf dem Weg muß er immer wieder in die Hosentasche greifen, die drei Hunderter befingern, die er lose und lässig dort hineingesteckt hat, muß sich mit ihrer Griffigkeit Mut machen, sich an ihrem dezenten Rascheln Kraft holen.

Die weiße Schürze des Pappkochs leuchtet ihm schon von weitem durch die Dunkelheit entgegen, und in dem Moment gehen  ...
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