A   A   A
… bin nämlich völlig unschuldig in diese ganze Sache hinein...“–
Der Mann winkte ab. „Das eines von vornherein klar ist: Darüber werden wir niemals diskutieren. Die meisten beteuern, unschuldig verurteilt zu sein. Das ist Aufgabe der Richter, diese Fragen zu klären. Wir möchten damit nichts zu tun haben. Verstanden? Bei uns ist jeder Unschuldig. Ein unbeschriebenes Blatt sozusagen, solange du dir nichts zuschulden kommen lässt. Aber die wichtigste Regel ist, wir sprechen niemals wieder über das, was du getan oder nicht getan hast, verstanden?“ Die Worte entbehrten nicht einer gewissen Schärfe.–
Sylvia nickte.–
„Okay. Meine Frau bat, mich nach jemandem umzusehen, der ihre Muttersprache beherrscht. Also - Können wir dir vertrauen?“–
Sylvia nickte wieder. „Ich werde mein Bestes tun.“ Und in diesem Augenblick meinte sie es auch so.–
„Nagut, dann werden wir es versuchen.“ Der Mann nahm die Schiefertafel von der Wand, als Sylvia ihn noch einmal unterbrach. „Was steht eigentlich auf der Tafel?“ Und nach einer kurzen Pause deutete sie auf ihren Oberarm „und hier?“–
Der Zeigefinger des Mannes tippte auf ihr Brandzeichen. Sie zuckte unwillkürlich zurück, obwohl es nicht mehr wehtat. 
„Die Zeichen hier oben bedeuten SERVA, was soviel heißt, wie“, er suchte nach dem passenden Wort, „wie Dienerin, glaube ich. Und darunter steht ein Buchstabencode, der dich identifiziert. Er zeigte auf die Schiefertafel: Da steht im Prinzip genau das Gleiche drauf, nur ist hier unten noch die Länge des Dienstverhältnisses und der Zahlbetrag angegeben.“–
Sylvia blickte den Mann erwartungsvoll an und brachte nur zwei Worte über die Lippen. „Wie lange?“–
Der Mann sah sie erstaunt an. Dann zeigte er ihr drei Finger seiner rechten Hand und fügte flüsternd das Wort Jahre hinzu.
Plötzlich schien der Boden unter ihren Füßen zu wanken. Es fühlte sich an, als würde sie neben sich stehen und auf sich selbst hinabblicken können. Drei Jahre, war das wirklich wahr? Obwohl sie wusste, dass es wahr war. Schließlich zeigte die Zahl genau das an. Drei mal dreihundertfünfundsechzig Tage. Da stand es, weiß auf schwarz: 1095!
Sie registrierte kaum, wie der Aufseher ihr die Fußfesseln löste, ihr die raue, kratzige Decke über die Schultern legt und sie von ihrem Podest hinunter schob. Seine unverständlichen Worte schossen an ihr vorbei, als stünde sie unter einem Wasserfall. Dann der symbolische Händedruck des Aufsehers.  …
  ◄ zurück blättern  
Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3164 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt

Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!
Diese Seite hat mir gut gefallen - weiter lesen
...war OK - weiter lesen
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen
Dieses Buch besitzen!
Jetzt Autor*in unterstützen und Ebook lokal auf dein Gerät laden.
Sofortdownload!
+ Extra-Bonus: 4x ArtWork-Grafiken
Gedankenaustausch: Hinterlasse dem Autor einen Kommentar.

Bitte Sicherheitskode links abtippen.
✔ Akzeptieren 🛠 Anpassen Mit "Akzeptieren" stimmen Sie der Verwendung von Cookies für Analysen und personalisierte Inhalte durch uns oder Drittanbieterseiten gemäß Datenschutzerklärung zu. Sie können diese Einstellungen idividuell anpassen.
Privatsphäre-Einstellungen
Um Ihnen ein optimales Webseiten Erlebnis zu bieten, setzen wir Cookies ein. Dies sind kurze Zeichenketten, welche die Website in Ihrem Browser hinterlegen darf. Dazu zählen Cookies für den Betrieb und die Optimierung der Seite als auch zum Speichern von Einstellungen und Funktionalitäten. Wir möchten Ihnen die Wahl geben, welche Cookies Sie zulassen. Ihre Wahl können Sie jederzeit durch löschen der Cookies für diese Seite ändern.

Cookies dieser Kategorie dienen den Grundfunktionen der Website. Sie dienen der sicheren und bestimmungsgemäßen Nutzung und sind daher nicht deaktivierbar.



Cookies dieser Kategorie ermöglichen es, die Nutzung der Website zu analysieren und die Leistung zu messen. Sie tragen zudem zur Bereitstellung nützlicher Funktionen bei. Insbesondere Funktionen von Drittanbietern. Das Deaktivieren wird diese Funktionenj blockieren. Einige Inhalte – z.B. Videos oder Karten können ggf. nicht mehr dargestellt werden. Außerdem erhalten Sie keine passenden Artikelempfehlungen mehr.



Marketing-Cookies werden von Partnern gesetzt, die ihren Sitz auch in Nicht-EU-Ländern haben können. Diese Cookies erfassen Informationen, mithilfe derer die Anzeige interessenbasierter Inhalte oder Werbung ermöglicht wird. Diese Partner führen die Informationen unter Umständen mit weiteren Daten zusammen.

Einstellungen speichern       ✔ Alle akzeptieren