... auf Lena blickte. Zögernd ging sie auf den Sohn des Schaichs zu und legte beide Hände auf seine Schultern. „Ich kann so ein wundervolles Geschenk doch gar nicht .....!“ weiter kam sie nicht, denn Retenu zog sie in seine Arme und in einem stummen Lachen vibrierten seine breiten Schultern. Lena wußte nicht, warum sie plötzlich so atemlos war. War es, weil er sie so fest an sich drückte, oder woher kam sonst dieses seltsame Gefühl, als ob jemand ihr Herz zusammenpressen würde? Nur widerwillig ließ Retenu sie aus seinen Armen, als er spürte, wie sie sich in ihnen versteifte und als er in ihre Augen sah, war wieder die übliche Distanziertheit in ihnen. Der Diener hatte das Pferd durch eine der zwei kleinen Pforten wieder hinaus geführt, welche die Freiheit bedeuteten und Lenas kurze Freude war dem Bewußtsein gewichen, in welcher Situation sie sich wirklich befand. Diese Pforte war für sie die Grenze ihrer Welt. Sie trat einen Schritt zurück um Retenus verwirrender Nähe zu entkommen. Retenus Gesicht spiegelte seine Enttäuschung wieder. Er wandte sich an Merit und nachdem er sich mit ein paar Gesten mit ihr unterhalten hatte, verließ er, ohne Lena noch einmal anzusehen, den Innenhof. Merit bedeutete Lena stumm, ihr zu folgen und schweigend gingen sie zurück zu ihren Räumen.
Der Fluchtversuch
Die Nacht bescherte Lena wirre Träume. Sie saß, ähnlich wie bei ihrem anderen Traum, auf einer Treppe, die zum Nil hinabführte und betrachtete den wunderbaren Sonnenuntergang, als plötzlich eine Feluke mit blutroten Segeln durch das Papyrusschilf auf sie zusteuerte. An Deck stand Kai und streckte flehentlich die Arme nach ihr aus. Als er nahe genug war, reichte Lena ihm im Traum die Hände, als er sie jedoch zu sich aufs Boot zog, zögerte sie und begann sich zu wehren. Es war zu spät; mit einem triumphierenden Lachen zog Kai sie an sich, und als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen, blickte sie in die bösartigsten Augen, die sie jemals gesehen hatte, der Diener Abduls! Schweißgebadet schreckte Lena aus dem Schlaf. Es war noch dunkel im Raum, doch plötzlich flammte das Licht auf. Mit einem aufmunternden Lächeln blickte Merit auf sie herab. „Zeit zum Aufstehen meine Kleine!“ Verschlafen rieb sich Lena die Augen und bemerkte mit einem Blick zum Fenster: „Es ist doch noch stockdunkel draußen, was ist denn los?“ Merits Lächeln wurde, wenn möglich, noch breiter, und sie erklärte Lena, daß ihr Geschenk draußen warte, um einen Ausritt mit ihr zu unternehmen, ...
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