… Mühe den Worten der schwarzen Frau zu folgen. Sie erfuhr, daß ihr Gegenüber Merit hieß und als Dienerin hier im Haushalt arbeitete. Sie selbst sei keine Sklavin, das betonte Merit besonders, und sie sei vorerst eingeteilt, sich intensiv um Lena zu kümmern. Endlich konnte Lena jemanden nach ihrem weiteren Schicksal befragen und sie tat es prompt. Allerdings konnte ihr Merit auch nicht viel mehr sagen, als sie selber wußte und das war nicht allzuviel: „Schaich Ibrahim Assiz, mein Arbeitgeber, ist ein guter und gerechter Mann. Normalerweise lehnt er die Sklavenhaltung – die natürlich nur noch heimlich betrieben wird – ab. Er ist eigentlich modern eingestellt und ich weiß nicht genau, warum er mit deinem Kauf von seinen sonst so strengen Prinzipien abgewichen ist.“ Wußte sie zu berichten. „ Ich glaube auch nicht, daß er dich für den Harem gekauft hat, da er selbst Kopte ist und nur eine Frau hatte und diese auch sehr liebte. Als sie starb hat er nie mehr eine andere Frau angesehen.“ Lena bat Merit nachzudenken, ob sie nicht von anderen Hausangestellten etwas gehört hätte, was den Zweck ihres Hierseins betraf, doch Merit schüttelte nur den Kopf. Dann erhellte sich ihre nachdenkliche Miene und sie lächelte. Ungeduldig legte Lena ihre Hand auf die Merits und fragte: „Was ist, Merit, was ist dir eingefallen?“ „Du könntest als Geschenk für den Sohn des Schaichs gedacht sein, er hatte ein schlimmes Schicksal und ....“ Merit erhob sich und neigte ehrerbietig grüßend den Kopf in Richtung der Tür des Raumes. Auch Lena wandte den Blick auf die geöffnete Türe und sah nun endlich ihren „Käufer“ aus der Nähe. Durch die Erfahrungen der Vergangenheit klüger geworden, machte sie es Merit nach, neigte den Kopf und erhob sich ebenfalls. Sie betrachtete den Schaich nur vorsichtig durch die gesenkten Wimpern hindurch. Er war ein großer schlanker Mann. Seine Haut war relativ hell und heute war er in einen westlich geschnittenen Anzug gekleidet. Er hatte dunkle leicht schräge Augen und dichte graue Brauen, was ihm einen etwas finsteren Ausdruck verlieh. Die schmale Nase und das hagere Gesicht mit dem langen grauen Bart gaben ihm aber auch etwas Asketisches. Das Haar wurde auch heute von einem Turban verhüllt, was einen seltsamen Kontrast zu dem weißen modernen Anzug bildete. Sein Blick war unverwandt auf Lena gerichtet und er schaute auch kein einziges Mal weg, während er sich mit Merit auf Arabisch unterhielt. …
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