Dann legte ihr der Uniformierte ein Photo auf den Tisch. Sylvia zuckte zusammen, als sie den Sicherheitsbeamten wieder erkannte, der an ihrer Festnahme beteiligt war. Seine Nase war Blutüberströmt und sein Gesicht zeigte deutliche, tiefblaue Spuren.
Inzwischen war ihr Gegenüber aufgestanden und trat näher. Sein Atem roch unangenehm, als er ihr etwas ins Gesicht brüllte. Sylvia schüttelte den Kopf, weil sie nicht das Geringste verstanden hatte.
Die Ohrfeige, welche sie dafür einfing, ließ das Bild vor ihren Augen verschwimmen. Mein Gott, was sollte sie denn nur tun? Warum half ihr niemand? Sie konnte sich kaum noch auf dem Stuhl halten. Dann schrie der Beamte wieder auf sie ein. Mittlerweile schien er völlig die Kontrolle verloren zu haben. Zumindest konnte sich Sylvia nicht vorstellen, dass so etwas zu spielen war. Die rauen Hände packten ihren Haarschopf und zerrten ihren Kopf in den Nacken. Speichel spritze aus seinem Mund. Der Mann war völlig außer sich. Sie verstand Bruchstücke, wie zerbrochen (oder gebrochen) und Flucht und Tod, konnte die Worte aber in keinen sinnvollen Zusammenhang bringen. Und irgendwann (sie hatte inzwischen jegliches Zeitgefühl verloren) ließ sie eine der unzähligen scheppernden Ohrfeigen einfach vom Stuhl kippen. Ihr vom Betäubungsspray noch immer geschwächter Körper hisste die weiße Flagge. Mit einem dumpfen Poltern schlug Sylvia auf dem fein geknüpften Teppichboden auf. Die kleinen Männchen in ihrem Kopf hämmerten wie wild mit zentnerschweren Stahlhämmern auf sie ein.
...
Sylvia schrak aus ihrem tranceartigen Zustand auf. Sie lehnte noch immer mit dem Rücken an der Wand in ihrer kleinen Kammer. Sie griff nach ihrem Kopf. Gott sei Dank, hier war sie allein! Und die Männchen in ihrem Kopf hatten sich auch (Wohltätigerweise!) etwas beruhigt.
„Oh mein Gott, was habe ich verbrochen, um so betraft zu werden?“ Die gehauchte Flüsterstimme ging in ihrem Schluchzen unter. Sie wusste nicht warum, aber unwillkürlich musste sie an Dave denken. Hatte das Schicksal ...
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