... wieder kreuzten Diener, Sklaven und Priester ihren Weg. Der Palast der Königin lag nicht allzu weit entfernt des Tempels von Karnak. Auf dem Palastgelände gab es auch einen eigenen großen Amun-Tempel. Sunu war sich noch nicht ganz sicher, wie seine Pflichten im Palast ganz genau aussehen würden. Würde er lediglich als Leibwächter dienen, wie die beiden großen Schwarzen; oder würde er sich eher wie ein Polizist, der er ja schließlich war, um das Umfeld der Königin zu kümmern haben, um nach Intrigen und hinterhältigen Schlichen oder Anschlägen zu forschen? In diesem Falle würde ihm Tunip, sein Schreiber, sicher von gutem Nutzen sein. Der Junge war sehr wortgewandt und konnte allen möglichen Leuten alles mögliche Wissenswerte aus der Nase ziehen. Wann würde er wohl wieder auf seinen Untergebenen treffen? Sunu war sich nicht klar darüber da Tunip, mit weiteren Angestellten, auf einem anderen Schiff untergebracht gewesen war. Während er noch seinen Gedanken nachhing, hatten sie ein eindrucksvolles bunt bemaltes Pylonen-Tor durchschritten, hinter dem zwei wundervolle schlanke mit Gold überzogene Obelisken dem Himmel zustrebten und erreichten nun eine mit silbernen und goldenen Ornamenten verzierte kupferne Doppeltür. Links und rechts wurde sie flankiert von doppelt mannshohen Abbildern des Thutmosis I, des Vaters Hatschepsuts, die den Eingang mit strengem, in die Ferne gerichteten Blick zu schützen schienen. Sunu wäre vor lauter Staunen beinahe auf den breiten Rücken des vor ihm gehenden Nubiers gelaufen, als dieser langsamer wurde, denn er hatte den Blick nach oben gerichtet, um die Höhe des prächtigen Baues zu erfassen. Die Ziegel des Gebäudes waren weiß gekalkt und die hochgelegenen schmalen Fenster waren pastellfarben umrandet. Die Höhe ließ sich, wie er bemerkte, nicht genau abschätzen, da der Palast sehr verschachtelt war und an manchen Stellen zwei, an anderen drei oder auch nur ein Stockwerk hatte. Es blieb Sunu keine Zeit mehr für weitere Beobachtungen denn, noch während sie darauf zugingen, öffnete sich das riesige Tor wie von Geisterhand um die Königin und ihr Gefolge einzulassen. Die Königin stieg aus der Sänfte und die zwei großen Nubier fanden sich wie immer links und rechts neben ihr ein. Sunu fand seinen Platz gleich hinter ihr und folgte dem Trio, sich interessiert umblickend. Er versuchte sich die Gänge und Türen wenigstens oberflächlich einzuprägen, um später seinen Weg alleine zu finden. Dies war kein ...
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