... einen hastigen Satz auf die Straße, um sie so schnell wie möglich zu überqueren. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Ich hörte das Quietschen von Reifen, und sah einen Wagen quer auf mich zuschleudern. Vor Schreck wie gelähmt fühlte ich mich plötzlich am linken Arm gepackt und zurückgerissen, während ein stechender Schmerz durch meine rechte Seite raste. Dann umfing mich tiefe Dunkelheit. Als ich noch einmal halb aus meiner Ohnmacht auftauchte, sah ich in schwarze Augen, die liebevoll und doch traurig auf mich nieder sahen. Mit erlöschenden Sinnen klammerte sich mein Blick an dieses Gesicht, wie ein Ertrinkender sich ans rettende Ufer. Während ich von zwei Sanitätern auf einer Trage in einen Krankenwagen gehoben wurde, glaubte ich zu hören, wie ein dunkler Jüngling flüsterte: „Auf Wiedersehen, vielleicht in einem anderen Leben.“ Als ich schon wieder in das stille Dunkel zurückglitt, spürte ich noch warme Lippen auf meiner Stirn, dann wurde es schwarz um mich.
                *
Der Tag des großen Festes war angebrochen. Die ganze Tempelanlage, die umliegenden Städte und Dörfer, brodelten vor Betriebsamkeit und Aufregung. Die Vorbereitungen waren beendet und gegen Mittag sollte das Fest mit einem Tanz der jungen Dienerinnen des Minotaurus beginnen. Bei dieser Gelegenheit würden nur die sieben für das heutige Opfer vorgesehenen Mädchen tanzen. Das Wetterschien es gut mit dem Gott zu meinen. Es versprach ein ausgesprochen warmer Frühlingstag zu werden, denn schon am Morgen brannte die Sonne heiß von einem strahlend blauen Himmel. Elena hatte am Gottesdienst für den Minotaurus teilgenommen. Danach war sie mit den anderen in die Gemächer der Priesterinnen gebracht worden, wo die jungen Frauen fürs Fest vorbereitet wurden. Elena war schmäler geworden, und die großen Augen in ihrem schmalen Gesicht sahen teilnahmslos die Freude und Aufregung der anderen jungen Mädchen mit an, während sie angekleidet, frisiert und geschmückt wurden. Sie war sich nun sicher, ihr Schicksal zu kennen. Die Bilder aus der Erzählung des Perikles hatten sie in ihren Träumen verfolgt und sie hatte inzwischen keine Zweifel mehr an der Wahrheit dessen, was der alte Mann Angelo berichtet hatte. Sie hatte die stumme Verzweiflung, die in ihrem Inneren wühlte, zurückgedrängt und verbarg sie vor den anderen. Elena wußte ja, daß ihr niemand helfen konnte. Die meisten würden ihre Zweifel nicht einmal verstehen, geschweige denn unterstützen.  ...
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