... die Straße trat. Die Ereignisse um Angelo und Elena schienen sich zu einem schrecklichen Höhepunkt zuzuspitzen und ich konnte ihre Zukunft nicht beeinflussen, konnte sie nicht warnen oder ihnen helfen. Ich fühlte mich den beiden verliebten jungen Menschen und ihrem Schicksal mit jedem Mal, da ich ihnen „begegnete“, mehr verbunden und es machte mich verzweifelt und zornig, daß ich nur Zuschauer am Rande des Geschehens war. Wenn ich schon das alles miterleben mußte, wollte ich, ich hätte eingreifen und etwas verändern können. Ich konnte jetzt noch nicht gleich nach Hause zurückkehren, mußte mich erst einmal abregen. Ich bog also in eine Nebenstraße ein und betrachtete die alten, schön verschnörkelten Hausfassaden und die kleinen Schaufenster mit ihren Auslagen. Es war wärmer geworden und ein schönes Abendrot wurde von dem aufsteigenden Nebel in eine pastellrosarote Dunstigkeit verwandelt. Ich blieb abrupt stehen, weil ich glaubte, ich hätte Schritte gehört, die mir folgten. Blödsinn. Ich ging energisch weiter. Verfolgungswahn fehlte mir noch zu meinem Glück. Dann könnte ich tatsächlich zu einen Psychiater rennen und ihm von Stiergöttern, Handküsse verteilenden Unbekannten und nächtlichen Verfolgern erzählen. Er würde mir dann höchstwahrscheinlich eine schöne neue Jacke verpassen, die man hinten zubinden konnte. Unbewußt hatte ich doch immer wieder nach hinten gelauscht und jetzt war ich mir sicher, daß ich die Schritte wieder vernahm, die stehengeblieben waren, als auch ich vorhin stehengeblieben war. Ich versuchte ruhig weiterzulaufen aber der Nebel, der sich zwischen die Häuser senkte und dort wieein grauer Vorhang hing und die sich langsam herabsenkende Dunkelheit, trugen nicht unbedingt zu meiner Beruhigung bei. Ich ging schneller und schneller, bis ich beinahe rannte. Als ich eine dunkle Einbuchtung zwischen zwei Häusern sah, bog ich schnell ab und hoffte, mich darin verbergen zu können. Zu meinem Pech, hörte der schmale Fußweg bereits nach wenigen Metern auf und ein hohes hölzernes Tor zu einem Hinterhof versperrte mir den Weg. Ich drehte mich hastig um, lehnte mit dem Rücken gegen das Tor und starrte in die wabernde Gräue. Jetzt saß ich in der Falle. Tatsächlich tauchte nur Sekundenbruchteile später eine undeutliche dunkle Gestalt am Eingang meiner Sackgasse auf. Ängstlich preßte ich mich an die Bretter hinter mir, aber es gab keinen Fluchtweg für mich. Da hörte ich eine bekannte Stimme mit verhaltenem Lachen ...
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