... Er hatte ihr ein Perlenarmband gekauft, denn am Samstag, wenn sie sich treffen würden, war ihr fünfzehnter Geburtstag. Endlich war der ersehnte Tag gekommen und die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Als sich endlich die ersten Sterne am Himmel zeigten, schlich sich Angelo durch die mondbeschienenen Säulen des Tempels und durch die dunklen Gärten. Endlich hatte er ihren Treffpunkt im Olivenhain erreicht. Elena war heute schon vor ihm gekommen, stand an einen der Olivenbäume gelehnt da und sah zu den Sternen empor. Angelo blieb stehen und tat einen tiefen Atemzug. Sein Herz zog sich vor schmerzlicher Liebe zusammen während er das Bild auf sich einwirken ließ. Ein lauer Wind ließ das durchscheinende weiße Gewand des Mädchens flattern und zerzauste auch ihr dunkles Haar. Der Glanz der Sterne spiegelte sich in ihren zum Himmel erhobenen Augen und der silberne Mondschein umfloß wie leuchtender Nebel ihre Silhouette. Angelo wußte, daß er dieses Bild nie mehr vergessen würde. Es würde für immer in seinem Herzen sein, egal ob seiner Liebe Erfüllung gegönnt sein würde, oder ob der tödliche Einfluß des Minotaurus sie zerstören würde. Nun eilte er auf sie zu und schloß sie in seine Arme. Sie küßten sich wild und Angelo fühlte, genau wie Elena, daß es für sie beide immer schwieriger wurde, ihre Sehnsucht einander ganz zu gehören zu bezähmen. Als sie sich von einander lösten, sagte Angelo zärtlich: „Schließe deine Augen, Liebste, und öffne sie erst wieder, wenn ich es dir sage.“ Elena tat lächelnd, was er sie geheißen und er legte ihr das Perlenarmband um das zarte Handgelenk. Er hob ihre Hand an sein Gesicht und küßte die Innenfläche. „Jetzt darfst du schauen.“ In seiner ängstlichen Vorfreude auf ihre Reaktion auf sein Geschenk, sah er wie ein kleiner Junge aus, der nichtweiß, ob der Mutter der Blumenstrauß gefällt, den er für sie gepflückt hat oder nicht. Elena senkte den Blick auf das Schmuckstück und hob dann ihre vor Glück strahlenden Augen zu ihm empor. „Du hast es nicht vergessen, du hast an meinen Geburtstag gedacht. Oh Angelo.“ Vor Freude hätte sie fast geweint, denn ihre Gefühle waren sehr durcheinander, seit Angelo ihr gesagt hatte, daß er sein Leben ihr widmen wolle und sie gebeten hatte, ihr Gelübde dem Minotaurus gegenüber zu brechen und mit ihm zu fliehen. Sie liebte ihn ja auch und gerade heute hatte er mit diesem Geschenk wieder bewiesen, daß er immer an sie dachte und ihre Liebe vertieft ...
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