Ich blieb stehen und sah den Schneeflocken beim Fallen zu. Beobachtete sie, wie die kleinen Sterne auf meinem Mantel und meinen Handschuhen landeten und schmolzen. Wenn sie wüssten, dass sie schmelzen, sobald sie irgendwo landen, würden sie wahrscheinlich ganz langsam vom Himmel fallen. Nicht nur, um ein längeres Dasein zu haben, sondern um sich auch in Ruhe alles anzuschauen. Die Stadtdächer und die Lichter von den Kaufhäusern. Die Menschen, die durch die Straßen liefen, weil sie ganz wichtige Dinge zu erledigen hatten. Und dann würden sie sich einen geeigneten Platz zum Landen suchen. Eine Mütze oder einen Schuh. Nach der Landung würden sie noch einen kurzen Moment alles betrachten und sich dann langsam von den anderen verabschieden.
Ich stand noch einen kurzen Moment so da und ging dann weiter in Richtung Zuhause. Dort angekommen machte ich mir einen Tee. Ich hatte schon lange keinen Tee mehr gekocht. Ich hatte mich gerade hingesetzt, als es an der Tür klopfte.
"Ich dachte mir, dass du hier bist."
"Ja Mark. Weil ich hier wohne. Willst du reinkommen?"
Er zögerte.
"Nein lass. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich heute früh wie ein Arsch benommen hab. Du kennst mich, ich bin nicht gut in solchen Dingen und du bist immer so gefühlsduselig und ich kann damit nicht umgehen."
"Schon gut. Ich hab es nicht persönlich genommen. Du willst wirklich nicht reinkommen?"
Wieder zögern.
"Nein. Ich muss gleich weiter. Sehen wir uns noch?"
"Klar. Wir sehen uns."
Ich schloss die Tür, setzte mich in den Sessel und trank meinen Tee.
Als ich das nächste Mal auf mein Dach kletterte, hoffte ich auf ein weiteres Gespräch mit dem Hausmeister. Ich wollte noch mehr darüber erfahren, wie er über mich dachte und was ein Blick von mir alles aussagte. Aber ich traf ihn nicht. Ich drehte mich häufig um, ging auch ein paar Mal die ...
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