... Lena am Arm um ihr vom Pferd zu helfen. Der überraschte Diener konnte gerade noch rechtzeitig hinzuspringen um das halb ohnmächtige Mädchen aufzufangen. Die Pferde angebunden zurücklassend half er Merit Lena in ihre Räume zu bringen. Als sie auf ihrem Diwan lag, sah Merit erst, daß ihr Haar blutig war und erschrocken ertastete sie eine große Beule an Lenas Schläfe. Aufmerksam geworden öffnete sie auch Lenas Jacke und Bluse und entdeckte die Prellungen an ihren Rippen und etliche andere Blessuren. Fragend blickte sie auf Lena und man merkte ihr an, daß sie ihre Neugierde kaum im Zaum halten konnte. Als sie jedoch Lenas Blässe und ihre Verwirrung bemerkte, beschloß sie, wenn es ihr auch schwerfiel, ihre Fragen auf einen günstigeren Zeitpunkt zu verschieben. Sie zog ihr die sandigen, verschmutzten Reitsachen aus und versorgte die Verletzungen mit ihren geheimen Kräutermixturen. Noch während die Dienerin mit ihr beschäftigt war hüllte eine befreiende Dunkelheit Lena ein. Der Schock und die Verletzungen forderten ihren Tribut. Sie wurde ohnmächtig. Lange saß Merit noch am Bett ihres Schützlings und erst als ihre Atemzüge ruhig gingen und ihre Ohnmacht in einen sanften Schlaf überging, erhob sich die Nubierin und verließ den Raum. Eine leichte Berührung weckte Lena aus ihrem Schlummer. Sie fühlte eine kühle Hand auf ihrer Stirn. Flatternd hob sie, noch halb im Schlaf befangen, die Lider und blickte in sanfte nachtschwarze Augen. Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust und ruhig schlief sie wieder ein. Leise erhob sich Retenu vom Diwan und verließ die Schlafende. Erst am nächsten Morgen, als Lena die Augen aufschlug und nicht mehr diese durchsichtige Blässe zeigte, hielt Merit den Zeitpunkt für gekommen, ihre Fragen zu stellen. „Nun mein Kind, was ist da draußen geschehen? Wo wart ihr solange?“, als sie Lenas unsicheren Blick bemerkte der zwischen Zorn und Verzweiflung schwankte, setzte sie sich auf ein Kissen neben Lenas Ruhelager und wartete einfach ab. „Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Mann,“ schimpfte Lena leise vor sich hin, „zuerst versucht er die ganze Zeit mein Vertrauen zu gewinnen und wenn ich dann einen Schritt auf ihn zumache, weicht er einen zurück!“. Merit tippte sich nachdenklich mit dem Finger auf die Nase, „so, du hast also einen Schritt auf ihn zugemacht?“, sie zwinkerte Lena verschwörerisch zu. Sofort wurde Lena gereizt. „Das ist überhaupt nicht komisch; da war der Sandsturm, ich hatte Angst ...
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