... Stadt zu liegen. Links von Lena standen vereinzelte Villen und Häuser, die sich in der Entfernung verdichteten; aber nach rechts fiel ihr Blick auf einen spärlicher werdenden Grünstreifen mit vereinzelten Dattelbäumen und Palmen; dahinter nur noch auf Sand, Dünen und schroffe, rotgoldene Felsformationen. Dies alles schien wie ein etwas unrealistisch wirkendes Spiel aus Licht und Schatten, da die noch junge Sonne alles in ein seltsames Zwielicht tauchte. Lena wurde aus ihrem träumerischen Zustand gerissen, als sie Geräusche hörte und dann hätte sie sich beinahe wieder in ein Märchen aus tausend und einer Nacht versetzt gefühlt, als sie Retenu auf sich zugeritten kommen sah. Er trug weiße, orientalische Kleidung, die im der frühen Brise wehte, und unter seinem ebenfalls weißen Turban hatten sich verwegen sein paar Strähnen seines langen, schwarzen Haares hervorgestohlen. Er saß auf einem weißen Araberhengst von bestechender Schönheit, der widerspenstig den Kopf schüttelte, so daß seine lange Mähne im Wind flatterte. Neben sich führte er am Zügel die schöne dunkelbraune Stute. Ein Lächeln erhellte seine oft so ernsten Züge, als er Lena, vom Rücken seines Pferdes aus, die Zügel in die Hand drückte. Noch ehe er Anstalten machen konnte, abzusteigen und Lena in den Sattel zu helfen, hatte sie bereits den Fuß in den Steigbügel gestellt und hatte sich in den ungewohnten, arabischen Sattel geschwungen. Sie war auch in Deutschland geritten, hatte aber vor dem Abitur damit aufgehört, da sie sich hatte auf die Schule konzentrieren müssen. Allerdings konnten ihrer Ansicht nach weder die deutschen Pferde, noch deren Ausrüstung mit dieser Pracht hier mithalten. Während Lena noch in den Anblick des wundervoll verzierten Zaumzeugs und des samtenen Sattels vertieft war, setzte sich ihre Stute ungeduldig in Bewegung und sie bemerkte überrascht, daß Retenu schon ein gutes Stück vor ihr auf die Dünen zugaloppierte. Sie gab der Stute die Zügel frei und bald hatte sie Retenu eingeholt, der in etwas langsamerer Gangart auf sie wartete. Retenu schenkte ihr einen anerkennenden Blick, als sie neben ihm angekommen war, und seltsamerweise erfüllte es sie mit Stolz, seine Bewunderung errungen zu haben. In ruhigerem Tempo ritten sie nun nebeneinander her. Lena konnte nicht umhin, sich immer wieder umzusehen, hatte aber wenig Sinn für die einsame Schönheit der Wüstenlandschaft, sondern mußte immer wieder denken, wie trügerisch nahe ihr in diesen ...
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